Stau auf der Autobahn und aufziehender Nebel hielten die interessierten Besucher:innen am Dienstagnachmittag nicht davon ab, die etwas längere Anfahrt zum Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen auf sich zu nehmen. Empfangen wurden die Gäste im Gebäude des Deutschen Raumfahrtkontrollzentrums, dem German Space Operations Center (GSOC). Auch viele Schüler:innen waren mit dabei und nutzen de Gelegenheit, einen Blick in die spannende Welt der Satelliten-Missionen und Weltraumlabore zu werfen und mehr über den potenziellen Einsatz von Quantentechnologien in der Raumfahrt zu erfahren.
Zum Einstieg wurde ein kurzer Film gezeigt, der den Besucher:innen einerseits einen Überblick über den DLR-Campus Oberpfaffenhofen verschaffte und ihnen andererseits bereits erste Eindrücke aus der Arbeit im Satellitenbetrieb am GSOC lieferte. Im Anschluss übernahmen Nikolas Pomplun und Andreas Spörl, die beiden leitenden Wissenschaftler der Quantengruppe des GSOC, das Wort. Nach einem kurzen Überblick über die verschiedenen Aufgaben des GSOC leitete Pomplun zum „QSOC“ über, also zum Quantum Space Operations Center – der Name, unter dem die beiden Wissenschaftler sämtliche Quantenaktivitäten des Instituts zusammenfassen. Geforscht wird im Rahmen von QSOC sowohl in den Bereichen Quantensensing und Quantenkommunikation als auch im Bereich des Quantencomputings. Die verschiedenen Projekte befassen sich, auch im Rahmen der Arbeit im Munich Quantum Valley, unter anderem damit, Satelliten mit hochsensitiven Quantensensoren auszustatten, einen abhörsicheren Datenaustausch zwischen Satelliten und Bodenstationen mittels Quantenkryptografie zu ermöglichen sowie neue Quantenalgorithmen zur Planung komplexer Satelliten-Missionen zu entwickeln. „Es gibt im Raumflugbetrieb eine ganze Reihe von Aufgaben, für die wir Computer brauchen, allen voran Planungsaufgaben“, erklärte Spörl. Die Hoffnung sei, dass man in Zukunft Quantencomputer nutzen könne, um noch größere und komplexere Satelliten-Missionen zu planen. Pomplun fügte hinzu, dass es bei allen Forschungsvorhaben immer um die Frage gehe, ob es möglich sei, Aufgaben im Satellitenbetrieb durch den Einsatz von Quantentechnologien besser oder effizienter zu erledigen. Quantencomputer beispielsweise seien „nicht für alles besser, aber für spezielle Probleme revolutionär!“ Nach ein paar Erklärungen von Pomplun zu den wichtigsten Grundlagen der Quantentechnologien, wie den Phänomenen Superposition und Verschränkung, stellte Spörl manche der Projekte nochmal im Detail vor, um sich dann, gemeinsam mit seinem Kollegen den interessierten Fragen der Zuhörer:innen zu stellen.
Bei der anschließenden Führung war den beiden Wissenschaftlern die Begeisterung für ihre Arbeit, die schon während des Vortrags zu vernehmen war, noch einmal mehr anzumerken. Diese Begeisterung übertrug sich auch auf die Gäste, als diese dann schließlich die Brücke betraten. Von dort aus blickt man in die großen Kontrollräume, in denen die Wissenschaftler:innen und Ingenieur:innen des GSOC zum einen die Satelliten-Missionen steuern und überwachen und zum anderen das Columbus-Modul, also das Raumlabor der europäischen Weltraumorganisation ESA auf der Internationalen Raumstation ISS, betreuen. Schon die Arbeitsplätze in den Kontrollräumen mit zum Teil 18 Bildschirmen neben- und übereinander, dem gedämmten Licht und den leuchtenden LEDs beeindruckten. Besonders freuten sich die Gäste aber darüber, dass während der Besichtigung der Brücke ein Astronaut ins Columbus-Modul schwebte und sie dessen Handgriffe somit live auf den Übertragungsbildschirmen verfolgen konnten.
Zumindest ein Modell des Columbus-Moduls, welches sich am GSOC befindet und das Raumlabor in Originalgröße nachbildet, konnten die Besucher:innen dann auch selbst betreten. Im Foyer warteten außerdem ein Modell der gesamten ISS sowie mehrere Modellsatelliten auf die Gäste. Voller Eindrücke – und der ein oder andere auch mit einem Erinnerungs-Selfie zusammen mit einer lebensgroßen Pappversion von Astronaut Alexander Gerst – traten diese schließlich wieder den Heimweg an.