Blatts Vortrag war gleichzeitig auch die erste Veranstaltung der Reihe „MQV-Einblicke – 100 Jahre Quantenwissenschaften und woran wir heute forschen“, in der das MQV über das ganze Quantenjahr hinweg zu seinen Mitgliedsinstituten einlud, deren aktuelle Spitzenforschung vor Ort zu erleben. Bei den meist restlos ausgebuchten Abendveranstaltungen bot sich den Gästen die Möglichkeit, verschiedenste Aspekte der Forschung an Quantentechnologien kennenzulernen und einen Blick hinter die Kulissen und in die Labore zu werfen. Am Max-Planck-Institut für Quantenoptik hatten Besucher:innen die seltene Chance, ein quantenoptisches Labor zu besuchen und die komplexen Versuchsaufbauten, mit denen einzelne Atome eingefangen und kontrolliert werden, aus nächster Nähe zu betrachten. An der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg führten Prof. Florian Marquardt und Prof. Christopher Eichler in die Welt der supraleitenden Quantencomputer ein bevor die Gäste ein Labor besichtigen durften, in dem supraleitende Quantenprozessoren erforscht werden und dort Wafer und winzig kleine Chips mit supraleitenden Strukturen unter die Lupe nehmen konnten. Um supraleitende Technologien ging es auch am Fraunhofer-Institut für Mikrosysteme und Festkörper-Technologien, wo Daniela Zahn das Publikum in die winzig kleine, eisig kalte Welt der supraleitenden Quantencomputer entführte und ihre Kollegen eine besondere Innovation des Instituts vorstellten: flexible, folienbasierte, supraleidende Kabel, deren Fertigung sich die Besucher:innen im Anschluss direkt anschauen konnten. Kristalle, die so dünn sind, dass sie als zweidimensional bezeichnet werden, lernten die Gäste am Lehrstuhl für Experimentelle Festkörperphysik der Ludwig-Maximilians-Universität München kennen, wo sie selbst sehen konnten, wie die neuartigen Quantenmaterialien hergestellt werden, die am Lehrstuhl erforscht werden.
In der zweiten Jahreshälfte lud das MQV Besucher:innen in die neuen Räumlichkeiten des Halbleiterlabors der Max-Planck-Gesellschaft ein. Dessen Leiterin Jelena Nincovic gab einen Einblick in die Entwicklung präzisester Halbleitertechnologien und die Arbeit im Reinraum, der aufgrund der hohen Reinheitsklasse mit hohem Aufwand nahezu komplett partikelfrei gehalten wird und daher von den Gästen virtuell besichtigt wurde. Wie Forschende einzelne Lichtteilchen auf Knopfdruck erzeugen, erklärte Prof. Jonathan Finley den Besucher:innen des Walter-Schottky-Instituts. Diese konnten dann direkt live erleben, wie empfindlich solche Experimente sein können, denn allein die erhöhte Raumtemperatur durch die anwesenden Gäste verhinderte die Durchführung – ein authentischer Eindruck von Forschungsalltag. Am Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme wird auf einer weiteren Ebene an Quantencomputing geforscht: hier konnten Besucher:innen mehr über die möglichen Anwendungen von Quantencomputern erfahren, Quantenalgorithmen kennenlernen und mit einer Applikation selbst kleine Quantenschaltkreise bauen. Zurück zur Hardware-Entwicklung ging es bei der Veranstaltung am Walther-Meißner-Institut der BAdW, wo Quantensysteme bei tiefsten Temperaturen erforscht werden und insbesondere die für das supraleitende Quantencomputing benötigten, golden funkelnden Kryostaten die Gäste beeindruckten. Ebenso beeindruckt waren die Besucher:innen von den riesigen Maschinen und Serverschränken im Leibniz-Rechenzentrum, wo unter anderem die Integration von Quantencomputern in Höchstleistungsrechenzentren erforscht und erprobt wird. „Sowas bekommt man ja sonst nicht zu sehen“, freute sich ein Teilnehmer. Zum Jahresabschluss öffnete schließlich noch das German Space Operations Center des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen seine Türen und ließ den Blick der Gäste in die Ferne schweifen. Metaphorisch bei einem Vortrag über den potenziellen Einsatz von Quantentechnologien in der Raumfahrt und ganz konkret auf den Bildschirmen in den Kontrollräumen, die live die Arbeit von Astronauten im Columbus-Modul der Internationalen Raumstation ISS übertrugen.
So vielfältig die besuchten Einrichtungen und Themen auch waren, eines war immer gleich: Das ungebrochene Interesse der Besucher:innen und ein nicht versiegen wollender Strom an Fragen. Die Reihe „MQV-Einblicke“ geht daher im nächsten Jahr – nach Initialzündung durch das Quantenjahr – weiter. Die ersten Termine für 2026 stehen bereits fest.